Mein Leben genießen – trotz Arbeit?

„Du findest dein Leben cool – na klar, du arbeitest ja nicht.

Kürzlich hat mir jemand auf Blog50+ diesen Kommentar geschrieben, und ich dachte mir: Das wäre doch mal einen Blogbeitrag wert.

…………… „Dieses Alter kurz vor 60 ist ‘cool’, wenn man denn nicht mehr arbeiten muss. Leider ist das bei den meisten Deutschen nicht der Fall.“

„Ich habe meine Rente mit 63 nach 45 Arbeitsjahren bekommen und viele andere müssen jetzt bis 67 arbeiten, um ihren Ruhestand genießen zu können.“

Meine Antwort darauf:

„Danke für Deinen Kommentar und schön, dass du schon in Deiner wohlverdienten Rente bist. Ich bin es zwar noch nicht, aber ich finde mein Alter trotzdem ‚cool‘ – trotz Arbeit. Es ist meine Einstellung zum Leben, das ich sehr wertschätze. Im Alter sehe und nehme ich vieles leichter als in jungen Jahren und genieße mein Leben so gut es geht – schließlich ist ja sehr wahrscheinlich schon die Hälfte davon vorbei.“

Im ersten Moment war ich etwas überrascht. Wie kam er nur auf die Idee, ich würde mein Leben nur genießen, weil ich nicht – oder nicht mehr – arbeite? In seinen vorigen Andeutungen (die habe ich hier nicht wiedergegeben) habe ich außerdem Frust gespürt. Ich fragte mich: Was genau hat ihn da so getriggert? – Genau an diesem Punkt hat es bei mir „klick“ gemacht.
Warum ist das für manche Menschen scheinbar unvereinbar – arbeiten und trotzdem das Leben genießen?

Nur der Ruhestand ist schön? Echt jetzt?

Manche Menschen setzen Arbeit gleich mit Mühsal und Leiden. Nun genau genommen heißt es das auch. Denn Arbeit stammt aus dem Mittelhochdeutschen „arebeit“ und Althochdeutschen „arabeit“ , was Beschwernis, Leiden , Mühe bedeutet. Das trifft sicherlich auf manche Lebensphase zu, in denen man wenig mitbestimmen konnte – aber ist das zwangsläufig so?
Arbeit kann fordernd sein, ja. Aber sie kann auch:

  • Struktur geben,
  • soziale Kontakte fördern,
  • Sinn stiften,
  • Selbstbewusstsein stärken.
  • geistig rege halten
  • uns zeigen, dass dass wir gebraucht werden

Ich arbeite. Noch. Und sicher noch eine Weile.
Aber: Ich finde mein Leben auch mit Arbeit cool. Etwas zu erschaffen und die Früchte meines Tuns zu sehen. Die Gespräche und Kontakte mit den verschiedensten Menschen.
Der Unterschied ist vielleicht nicht ob ich arbeite, sondern wie ich heute dazu stehe. Meine Arbeit ist mein(e) Beruf(ung).

Geht es etwa um „entweder Arbeit oder Lebensfreude“?

Was mich an dem Kommentar berührt hat, war diese Vorstellung: Man darf das Leben erst dann genießen, wenn die Arbeit vorbei ist. So haben viele von uns das gelernt – erst leisten, dann leben. Aber ich denke: Das Leben ist doch kein Tauschgeschäft.

Was, wenn das „echte Leben“ nie kommt?
Was, wenn die Gesundheit früher schlappmacht, als der Kalender „67“ anzeigt?

Das wäre ziemlich uncool – und deswegen: lieber jetzt als nie.

Der Tag hat 24 Stunden – und wenn man es genau bedenkt, arbeitet man die meiste Zeit davon nicht. Das Glas ist also halb voll.
Ich kann die übrige Zeit mit Dingen füllen, die mich erfüllen, und wenn es nur so etwas kleines, wie das Beobachten eines Schmetterlings ist. Die kleinen Dinge machen es für mich aus. Sehr verwegen von mir?
Es liegt an mir.

Eine Kühlvitrine in einer Patisserie in Berlin zeigt eine Auswahl kunstvoll dekorierter Törtchen. In der oberen Reihe sind von links nach rechts die Sorten „Rhab Soleil“ (orange mit weißer Schokoladenblume), „Florence“ (ähnlich, mit Mandelgrieß, Pfirsich und Haselnusskrokant), „Sainte-Victoire“ (weiße Glasur, belegt mit Beeren), und weitere Gebäckstücke zu sehen. Darunter stehen weitere raffinierte Desserts in leuchtendem Gelb, Rosa und Lila – darunter zum Beispiel „Fraîcheur d’été“, eine mit Früchten und Blüten verzierte Creme-Torte. Alle Stücke kosten jeweils 7,95 €. Die Törtchen sind perfekt gearbeitet, farbenfroh und in verschiedenen Formen – rund, sechseckig oder gestapelt – angerichtet.
…und wenn es kein Schmetterling ist, geht auch Kuchen 😉

Und ja – ich sehe mein Alter als etwas Gutes

Ich bin fast 60 – und ich finde das gut.
Nicht, weil alles leichter wäre, aber weil ich mich besser kenne. Weil ich gelernt habe, was mir guttut. Weil ich manches inzwischen mit einer gewissen Coolness angehe. Weil ich meine Zeit bewusster gestalte als früher. Und weil ich dankbar bin, dass ich lebe.
Ob mit oder ohne Arbeit – ich gestalte mein Leben meist so, wie es für mich passt.

Vielleicht geht’s am Ende genau darum: Haltung

Nicht jeder kann sich seine Arbeitsbedingungen frei aussuchen. Das ist mir bewusst.
Aber: Man kann sich Stück für Stück eine Haltung aufbauen, die trägt. Dazu habe ich einen interessanten Artikel bei „Festival der Sinne“ gelesen.
Für mich heißt das:

  • Ich schiebe Lebensfreude nicht auf später
  • Ich warte nicht auf „wenn dann“
  • Ich lebe jetzt und mit Freude

Ich finde das ziemlich cool.

Dein Kommentar ist wie das Salz in der Suppe – ohne ihn fehlt was!
Er bringt Leben in den Blog – ich freu mich riesig darauf!

2 Gedanken zu „Mein Leben genießen – trotz Arbeit?“

  1. Liebe Antonette,
    bei Deinen Worten kann ich nur nicken und finde super klasse, dass Du diesen Beitrag in die Welt gebracht hast. Ich werde auch dieses Jahr 60, arbeite noch und wahrscheinlich auch noch lange u. a. weil ich meine Arbeit mit Freude gestalte.

    Ich freue mich mehr von Dir zu lesen,
    liebe Grüße Heike

    1. Wie schön liebe Heike, dass du dich darin wiederfindest. Es war mir ein großes Bedürfnis diesen Beitrag zu schreiben.
      Ich wünsche dir auch weiterhin ganz viel Freude in all deinem Tun
      Antonette

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