Kurz nach unsere Rückkehr von der sonnigen Algarve, dauert es nicht lange und wir entschließen uns, nach vielen Abwägungen, für einige Tage „All-Inclusive“ nach Ägypten zu reisen. Das Wetter in Deutschland ist alles andere als einladend und über Silvester haben wir auch noch nichts geplant.
Die Entscheidung nach Ägypten zu gehen fällt uns nicht leicht, da ich bei meiner letzten Reise mit meiner Tochter ziemlich schlechte Erfahrungen machen musste. Ich wollte also auf keinen Fall mehr nach Ägypten. „All-Inclusive“ sowieso nicht. Nur wohin, ohne lange Flugzeit, garantierter Sonne, über 20 Grad Lufttemperatur und preislich attraktiv? Da bleibt sehr wenig übrig, zumal wir kurzentschlossen buchen. Nun ist es ja so, dass wir seit vielen Jahren, aus voller Überzeugung nur noch individuell reisen. – Zwickmühle.
Sollen wir unseren Prinzipien untreu werden?
Immer wieder stoßen wir auf „All-Inclusive“ Reisen nach Ägypten und die Preise sind günstig. Da kommen aber sofort wieder die Zweifel und Vorurteile. Andererseits wollen wir die Wärme.
- Das ist nicht gut für das Land – aber stimmt das wirklich?
- Bei All-Inclusive ist das Essen furchtbar – gibt es nicht immer etwas, was einem schmeckt?
- Die meisten Gäste betrinken sich von morgens bis abends, um dann unangenehm und grölend zu nerven – ach wirklich?
- Wir werden sicher Magen-Darm-Beschwerden bekommen – kann ich hellsehen?
- Die Menschen die so reisen sind komisch – wir dann auch?
- Als Frau werde ich in Ägypten ständig nur angemacht – das war bis vor einigen Jahren wirklich so – stimmt das heute noch?
Mal schauen, welche Vorurteile nach unserem Aufenthalt noch Bestand haben und welche nicht.
Ägypten ohne Pyramiden – unsere entspannte Auszeit
Wir entschließen uns also trotz der Zweifel für Ägypten, da wir beschließen, nur in der Anlage zu bleiben, Sonne und Meer zu genießen und dem grauen Deutschland noch ein wenig zu entfliehen – auch für All-Inclusive. Außerhalb der Anlage gibt es sowieso keine Ausgehmöglichkeiten. Keine Ausflüge: Die Pyramiden und Kairo haben wir schon bei unserem ersten Aufenthalt besichtigt. Für Wanderungen im Alleingang ist Ägypten nicht gerade berühmt. Zur Vorsicht packen wir noch Kohletabletten und Ingwertropfen in den Koffer, falls Montezumas Rache zuschlagen sollte.
Entspannung und Schnorcheln in El Quseir: Die perfekte Wahl für Erholung
Stundenlang, wieder kommt die 72-Stunden-Regel zum Einsatz, wälzen wir uns durch Bewertungen im Internet, um das für uns Bestmögliche zu finden. Unsere Wahl fällt auf den „Utopia Beach Club“, 20 km entfernt von El Quseir und 2 Stunden Transfer vom Flughafen. Eine sehr weitläufige Anlage, direkt am Strand mit einem Riff zum Schnorcheln. Die Anlage ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber die Bewertungen passen für uns. Viele Gäste kommen seit mehreren Jahren immer wieder, dann kann es nicht verkehrt sein. Wie wir später von Gästen erfahren, arbeitet auch das gleiche Personal seit vielen Jahren dort. Auch wir fühlen uns dort wohl.
Hai-Alarm
Zwei Tage vor unserem Abflug erhalten wir einen aufgeregten Anruf meines Schwiegervaters: In Ägypten sind zwei italienische Taucher von einem Hai angegriffen worden, wir sollen bloß aufpassen. Dabei ist es wahrscheinlicher, bei einem Autounfall (1:90) ums Leben zu kommen, als von einem Hai angegriffen zu werden (1:3,7 Millionen).

Der Strand ist weitläufig und das Tolle, man hat seinen Platz über den ganzen Aufenthalt. So gibt es keine Liegenbesetzer. Unser Urlaub ist der faulste Urlaub, den wir jemals hatten. Ich kann mich jedenfalls an keinen vergleichbaren erinnern. Das Herausforderndste ist, in den ersten beiden Tagen noch bei der Jahresrückblick 2024-Challenge weiter dabei zu sein und am Beitrag zu arbeiten, um dann am 31.12., pünktlich um 10.00 Uhr auf den „Veröffentlichen-Knopf“ zu drücken. Ansonsten bestanden unsere Tage aus Strand, Cappuccino trinken, essen, Unterhaltungen und abends die Show. War das langweilig? Nein das war „immer-etwas-machen-müssen-Detox“.


Warum ich es im Schnorchelparadies nur einmal ins Wasser geschafft habe
Wenn ich doch nur nicht so verfroren wäre! Ich schaffe es im kompletten Urlaub, genau ein Mal zu schnorcheln. Das ist schon fast peinlich, sich so zu outen, wenn man im Taucher- und Schnorchelparadies war. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass die allermeisten mit dem Neoprenanzug unterwegs waren und nicht in so einem „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“.

Dafür entferne ich bei jeder Gelegenheit Plastikmüll vom Strand, traurig nur, dass ich wohl niemals damit fertig werden kann.


Silvester im Urlaub: Ein Glückstreffer mit neuen Freunden
Zur Silvesterparty melden wir uns gleich nach unserer Ankunft an. Sie findet in einem großen Zelt auf dem Gelände statt. Da kommen schon wieder die Zweifel: Oje, wer wird bei uns am Tisch sitzen?


Am Silvesterabend werden wir es erfahren. – Es wird eines unsere lustigsten Silvester. Einen Glückstreffer haben wir da gelandet mit Pietro und Thorsten. Wir versehen uns auf Anhieb super, sind auf der selben Wellenlänge, als würden wir uns schon lange kennen. Ab diesem Abend verbringen wir immer wieder Zeit miteinander und bedauern es, dass sie vor uns wieder abreisen. Wir wohnen nicht weit voneinander entfernt, wer weiß, vielleicht schaffen wir es tatsächlich eine Urlaubsfreundschaft aufrecht zu erhalten, wenn der Alltag wieder eingekehrt ist.
Wie man schon rauslesen kann, bereuen wir unsere Entscheidung, mal wieder einen Urlaub ganz gegen unsere Prinzipien zu machen, nicht. Es kommt immer darauf an, welche Art von Urlaub gerade braucht wird und sollte flexibel bleiben. Wie klasse ist es bitte, wenn man, außer fürs Trinkgeld, den ganzen Urlaub über seinen Geldbeutel im Tresor lassen kann.



Wir haben unser Meinung über All Inclusive Urlaub geändert und eine Meinung darf sich ändern.

Was bleibt von den Vorurteilen über All-Inclusive übrig?
- Das ist nicht gut für das Land – aber stimmt das wirklich? – Im Gespräch mit unserem Reiseleiter erfahren wir, wie wichtig der Tourismus für Ägypten ist. Durch genaueres Hinsehen werden wir also eines Besseren belehrt. Um die geringen Löhne der Angestellten etwas aufzubessern, ist es wichtig, Trinkgeld zu geben. Uns tut es nicht weh, und ihnen hilft es sehr.
- Bei All Inclusive ist das Essen furchtbar – auch hier werden wir eines Besseren belehrt. – Natürlich schmeckt es nicht wie zu Hause, aber man muss auch überlegen, welche Lebensmittel es in diesem Land gibt. Was ist überhaupt bei diesen günstigen Reisepreisen an kulinarischen Hochgenüssen möglich? Wir verhungern definitiv nicht und essen mehr als zu Hause.
- Die meisten Gäste betrinken sich von morgens bis abends, um dann unangenehm und grölend zu nerven. – Wir sind in einem Club, in dem vorwiegend Taucher und Schnorchler sind. Die wollen am nächsten Morgen fit sein, um ihre Tauchgänge sicher machen zu können.
- Wir werden sicher Magen-Darm-Beschwerden bekommen – Nö, haben wir nicht. Auf rohes Gemüse, Salat und Wasser aus dem Wasserhahn haben wir verzichtet – sicher ist sicher
- Die Menschen, die so reisen, sind komisch – wir dann auch? – Die Bekanntschaft mit Thorsten und Pietro beweist das Gegenteil, und auch sonst waren fast alle (Ausnahmen gibt es immer und überall) nur angenehme Gäste dort.
- Als Frau werde ich ständig nur angemacht – In dieser Anlage definitiv nicht. Es gab dort viele alleinreisende Frauen, die sich sicher fühlten. Ich habe in den Tagen ein Gespräch eines Animateurs mit einer jungen Frau mitbekommen, die sehr unsicher war. Er hat ihr erklärt, dass sie sich absolut sicher und geachtet fühlen kann in der Anlage. Alle Angestellten lernen inzwischen, dass es unangebracht ist, Frauen zu belästigen, und dass dies ein No-Go ist. Sollte etwas sein, eine kurze Beschwerde und es wird gehandelt. So wie es scheint, wurde hier in den letzten Jahren dazugelernt.


Ein unspektakulärer Urlaub? Oder doch mehr als erwartet?
Eigentlich hatte ich nicht vor, einen Blogbeitrag über diesen Urlaub zu schreiben, denn ich dachte mir: Wen soll das interessieren, so ein unspektakulärer Urlaub? Aber nun sitze ich im Flieger auf dem Rückflug nach Deutschland und habe doch das Bedürfnis, meine Erfahrungen weiterzugeben. Vielleicht hat noch jemand die gleichen Vorurteile wie ich. Vielleicht ermutige ich jemanden, diese Vorurteile mal wieder auf den Prüfstand zu stellen. Nichts ist in Stein gemeißelt, und alles kann neu gedacht werden. Bedürfnisse ändern sich
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Liebe Antonette, ich verstehe Dich so gut. So geht es uns, wenn wir im Herbst unsere Erholung in Tunesien buchen. Flugzeit 2,15 h gutes Wetter und preiswert.
Deine Fotos sind megaschön und ich verstehe die Schnorchelsache.😅 Deine Vorurteile kenne ich und musste sie auch allesamt revidieren. Ab und zu, nicht immer so, kann Erholung pur sein.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße aus Ban Krut, Tina
Liebe Tina,
da haben wir ja wieder eine Gemeinsamkeit 😉. Es ist doch schön, dass man immer dazu lernt. Neues auszuprobieren wird meistens gut und wenn es dann doch nicht gut ist, dann ist man eben eine Erfahrung reicher.
Eine tolle Zeit in Ban Krut für Euch. Ich bin schon gespannt auf eure Erlebnisse dort.
Antonette
Hallo Antonette,
sehr schöner Bericht.
Waren sehr schöne Tage & Abende Vorort mit Euch.
Es ist definitiv eine schöne Anlage mit sehr netten Menschen und einem schönen Riff zum Tauchen & Schnorcheln.
Liebe Grüße
Pietro 😘
Vielen lieben Dank Pietro,
da hast du absolut Recht.Wir hatten wenig erwartet und viel bekommen.
liebe Grüße
Antonette
Hallo liebe Antonette,
lese mit Begeisterung deine Urlaubserfahrungen. Ich fühl mich jedes Mal ein Stückchen mitgenommen und inspiriert, danke dafür. Hätte nie gedacht, dass du „all in“ in Ägypten machst. 😆 Und es hat mich total überrascht, wie schön es doch war.
Liebe Grüße Sandra
Liebe Sandra,
wie schön , dass ich dir eine wenig Urlaubsfeeling schenken kann. Genau dafür ist der Blog gedacht.
Ja, dass wir mal wieder All-Inclusive machen würden hätte ich auch nicht gedacht. Aber …
Alles Liebe Antonette
Hallo Antonette,
auch von mir ein großes Lob für den Artikel und danke für die schöne Zeit mit Euch 🤗
Dass der Müll in Hurghada mehr sein soll kann ich übrigens nicht bestätigen. Allerdings hatte ich dort nie ein Hausriff sondern bin immer an Riffen im offenen Meer getaucht – dort gab es nicht so viel Plastikmüll (bzw. ist mir ehrlich gesagt nie welcher aufgefallen beim Tauchen oder Schnorcheln).
Auch wir haben im Meer vor dem Utopia Beach Resort jedes Mal eine größere Menge Plastikmüll eingesammelt und in Mülleimern, von denen es einige an diesem Strand gibt entsorgt – es ist aber leider ein Fass ohne Boden. Bitte nicht falsch verstehen – das Riff an sich ist wirklich schön und es gibt auch viele Stellen ohne Müll, aber die Stellen mit Müll sind erschreckend. Ich gehe auch nicht davon aus, dass der Müll von den Gästen des Utopia stammt, sondern vom offenen Meer angeschwemmt bzw. von der Landschaft ins Wasser geweht wurde. Sehr schade, da der Tourismus (hauptsächlich wegen der Strände und Schnorchel- bzw. Tauchreviere) in Ägypten mit die wichtigste Einnahmequelle ist.
Schöne Grüße und vielleicht bis bald mal wieder
Thorsten 😘
Lieber Thorsten,
vielen Dank für die „Blumen“.
Das ist toll, dass du weniger Plastikmüll in Hurghada hattest. Da hatte wohl die Taucherin Pech als sie dort war. Sicherlich ist das auch immer von der Strömung abhängig.
Ich bin auch überzeugt, dass nicht die Gäste des Utopia Beach Club den Plastikmüll am Strand verursachen, viele waren fleißig am aufsammeln, wenn sie etwas gesehen haben. Ich konnte dort auch Vögel beobachten, die aus den Mülleimern den Müll raus geworfen haben, um an Essensreste zu kommen.
Das Plastikmüllproblem gibt es ja leider nicht nur in Ägypten
Die Anlage des Utopia Beach Club, ist sehr schön und sie geben sich in allen Belangen super viel Mühe.